CADUS Jahresrückblick 2018
Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen,
zuerst einmal: Danke für das aufregende Jahr 2018! Danke für eure Unterstützung beim Planen, Konstruieren und Bauen, beim Aufräumen, Werben sowie im Einsatz und Danke für eure Spenden! CADUS kann nur mit euch funktionieren. Und weil wir selbst auch schon mal den Überblick verlieren, was 2018 alles bei uns passiert ist, möchten wir das Jahr auf den folgenden zwei Seiten* mit euch Revue passieren lassen.
*Oder du liest dir die Zusammenfassung am Ende des Textes durch.
Gewonnen!
Das Jahr 2018 begann für uns mit einem großen Knall, allerdings nicht wegen der Böllerei an Silvester. Vielmehr war es der großartige Gewinn von 500.000$ bei den WeWork Creator Award Global Finals in New York. Mit dieser Rücklage im Gepäck konnten wir das Jahr wesentlich entspannter angehen und uns ganz auf folgende Projekte konzentrieren:
Mobile Hospital und Syrien
Im Mai war es endlich geschafft: Nach 2 ½ Jahren Planung und Ausbau sowie einem Jahr Einsatz im Irak konnte unser Team mit dem Mobile Hospital den Grenzfluss Tigris überqueren. Auf syrischer Seite wartete schon unsere Partnerorganisation Heyva Sor a Kurd (HsaK = Kurdischer Roter Halbmond) als zukünftige Besitzerin und Betreiberin des Mobilen Krankenhauses. Nach sorgfältiger Übergabe und einem Training an den Fahrzeugen ist das Mobile Hospital jetzt in den Händen von HSaK und in einem Refugee-Camp bei Afrin im Einsatz. Vielen Dank nochmal an alle Spender- und Unterstützer*innen der letzten Jahre für diesen gemeinsamen Erfolg!
Wir bleiben weiterhin engagiert in Nordsyrien. Seit Juli betreiben wir mit HSaK eine Gesundheitsstation in Raqqa, der ehemaligen Haupstadt des IS-Kalifats. CADUS kümmert sich ums Bürokratische, HSaK behandelt die Patient*innen vor Ort. Bis zum Jahresende wurden dort über 17.000 Menschen versorgt, darunter deutlich mehr Frauen und Kinder als erwachsene Männer. Der Bedarf an medizinischer Versorgung ist nach wie vor hoch, fünf Jahre Krieg und Terrorherrschaft haben ihre Spuren hinterlassen. 2019 wird das Projekt deshalb in die zweite Verlängerung gehen – sofern uns ein türkischer Angriff auf die Region keinen Strich durch die Rechnung macht. Hoffen wir das Beste…
Crisis Response Makerspace, Seminare und Networking
Von Anfang an gab‘s bei CADUS einen Do-it-yourself-Ansatz. Also möglichst viel selber machen, lernen, Wissen teilen und zur Verfügung stellen. Eine Werkstatt hatten wir bereits für den Ausbau des Mobilen Krankenhauses – zusammen mit vielen Freiwilligen, die uns während der Ausbauphase geholfen haben.
Warum diese Infrastruktur und die Netzwerke nicht nutzen und einen Makerspace für die humanitäre Hilfe eröffnen? Gedacht – getan. Wir nutzen mittlerweile die Erfahrungen aus unseren Einsätzen, um in unserem stetig wachsenden Crisis Response Makerspace eigenhändig Einsatzmaterial herzustellen und an spezifischen Lösungen für die humanitäre Hilfe zu arbeiten. Unser Netzwerk von Freiwilligen unterschiedlichster Hintergründe, Praktikant*innen sowie Hochschulkooperationen unterstützt uns dabei.
Wir arbeiten intensiv daran, einerseits all diese Kooperationen auszubauen und andererseits uns selbst weiterzubilden. Dazu haben wir uns 2018 u.a. auf der Re:publica und dem CCC präsentiert, die Makerfair in Nepal besucht und dort Kontakte für zukünftige Projekte geknüpft, Fortbildungsseminare zur Sanitärversorgung besucht und an einer internationalen Übung zur Katastrophenhilfe in Armenien teilgenommen.
Emergency Response Balkan
Das vergangene Jahr war weiterhin geprägt von den Auswirkungen der großen Flüchtlingsbewegungen 2015/16. Der zunehmende Rechtsruck in Europa und der erschreckend unverantwortliche Umgang mit Geflüchteten, am berüchtigsten wohl im Mittelmeer, bereiten uns Sorge. Weitgehend unbemerkt geblieben ist allerdings die Situation auf der sogenannten Balkanroute.
Tausende Menschen sitzen in Bosnien-Herzegowina unter katastrophalen Bedingungen fest. Nur die Wenigsten haben legale, beheizte Unterkünfte mit Zugang zu Lebensmitteln, sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung. Viele Geflüchtete haben Verletzungen von den Strapazen ihrer Flucht, nicht zuletzt durch gewalttätige Grenzbeamt*innen verursacht.
Wir haben uns entschlossen, diesen Zuständen etwas entgegenzusetzen. Innerhalb von zwei Wochen wurde mit Hilfe vieler Freiwilliger in unserem Makerspace ein Lieferwagen zu einer mobilen Behandlungsstation umgebaut. Seit Mitte November sind wir damit in Sarajevo im Einsatz. Über 1100 Mal ist unser medizinisches Team in sechs Wochen aktiv geworden. Zweimal am Tag stellen wir an einem festen Anlaufpunkt in der Stadt medizinische Erstversorgung zur Verfügung, zwischendurch besuchen wir stark geschwächte Menschen auch direkt in ihren Unterkünften.
Noch bis Ende des Winters wollen wir vor Ort sein. Und stocken noch einmal auf: in zwei Wochen fährt unser eigens ausgebauter Dusch-LKW in den Einsatz nach Bosnien. Denn warme Duschen bedeuten: Aufwärmen, weniger infektiöse Krankheiten und nicht zuletzt ein Stück Würde!
AERU – Airborne Emergency Respone Unit
Schwere Kisten befüllt mit Bergungsgerät, medizinischem Equipment und Einsatzmaterial aus einem Flugzeug möglichst zielgenau über einem Katastrophengebiet abwerfen? Klingt erstmal ziemlich verrückt. Das dachten wir uns auch – und haben uns an die Planung und Umsetzung gemacht. Der kritische Punkt: die Aufprallgeschwindigkeit. In unserem Makerspace haben wir Kisten von der Decke fallen lassen und verschiedene Stoßdämpfer getestet. Zusammen mit der Humanitarian Pilot Initiative (HPI) aus der Schweiz wurde schließlich ein Prototyp entwickelt, den wir in einem realen Probeabwurf getestet haben. Dank der von unserem Projekt schwer überzeugten schweizerischen Luftfahrtbehörde erhielten wir nicht nur die Genehmigung für einen einzelnen Test, sondern gleich für eine ganze Serie. Zusätzlich steht eine Registrierung als Hilfsorganisation mit Luftabwurfkapazitäten bei Erfolg der Testreihe in Aussicht.
Soweit ist es dann doch noch nicht – aber der erste Abwurf im Spätsommer 2018 war ein voller Erfolg. Punktlandung. Alles heil! Unser Einsatzteam könnte so zukünftig auch in unzugänglichen Gegenden schnell mit der Arbeit beginnen. Aber ersteinmal hat die EMT-Zertifizierung für uns Vorrang! Was das ist? Weiterlesen!
EMT-Zertifizierung
Syrien, Irak, Seenotrettung – unsere bisherigen Projekte haben gezeigt, dass auch kleine Organisationen humanitäre Hilfe auf hohem Standard leisten können. Deshalb haben wir uns entschieden, die Sache offiziell zu machen und uns als Emergency Medical Team (EMT) bei der WHO zu zertifizieren. Bisher sind nur wenige große Organisationen in Deutschland zertifiziert. Wir wollen zeigen, dass auch kleine Organisationen dazu in der Lage sind.
Und wozu das Ganze? Vor allem soll Chaos vermieden werden, wenn im Katastrophenfall hunderte Organisationen aufeinandertreffen. Ein gemeinsamer Standard soll die Zusammenarbeit erleichtern und die Qualität der Hilfeleistung sicherstellen. Der Weg dahin ist allerdings recht aufwendig: ein komplettes Camp für den Einsatz will geplant und ausgestattet sein und ein riesiger Haufen Papierkram wartet auf uns. Aber wir denken, der Aufwand wird sich lohnen. In den kommenden Wochen wollen wir neben der bürokratischen Herausforderung mit der konkreten Planung und dem Bau unserer Einsatzkisten im Makerspace beginnen. Dafür sind wir auch wieder auf die Unterstützung vieler Helfer*innen angewiesen, also schaut doch mal vorbei.
Ausblick 2019
Das vergangene Jahr war vollgepackt mit schönen Momenten, Freude über abgeschlossene Projekte und neuen Ideen, aber auch mit viel Arbeit, manchmal verzweifelten Momenten angesichts der politischen Lage und großer Müdigkeit nach durchgearbeiteten Nächten. Nichtsdestotrotz und ein stückweit auch gerade deswegen werden wir 2019 weitermachen.
Wir beobachten die Lage in Rojava sehr aufmerksam und bereiten uns auf einen Einsatz in Reaktion auf einen Vormarsch türkischer Truppen vor, falls diplomatische Lösungen scheitern sollten.
Außerdem haben wir unsere Fühler in Richtung Jemen ausgestreckt. Dort herrschen seit Jahren katastrophalste Bedingungen für die Zivilbevölkerung. Allerdings gestaltet sich der Zugang dorthin noch schwieriger als nach Syrien.
Aber genau wie für alle anderen Projekte heißt es: Wir bleiben dran!
Unsere Emergency Response wird auch 2019 weiterhin in Bosnien aktiv sein und den Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung und Hygiene verschaffen.
Du kannst uns mit deiner Spende weiterhin dabei unterstützen:
https://www.betterplace.org/de/projects/61851-cadus-emergency-response
*Zusammenfassung
Das Mobile Hospital haben wir im Mai an unsere Partnerorganisation HSaK übergeben, die damit bei Afrin im Einsatz ist. Außerdem betreiben wir zusammen mit HsaK eine Gesundheitsstation in Raqqa, in der seit Juli über 17.000 Patient*innen behandelt wurden.
In Berlin haben wir unseren Crisis Response Makerspace eingeweiht, in dem mit der Unterstützung unseres Netzwerkes Infrastruktur für den Einsatz herstellen und an Innovationen im Bereich der humanitären Hilfe arbeiten.
Mit unserer Emergency Response sind wir den Winter über in Bosnien im medizinischen Einsatz und versorgen dort unter katastrophalen Bedingungen gestrandete Geflüchtete. Zusätzlich werden wir mit einem eigens umgebauten Dusch-LKW in den Einsatz gehen.
Erste Testabwürfe in der Schweiz für unsere Hilfsgüterversorgung aus der Luft sind positiv verlaufen. Das Projekt pausiert momentan, wird zukünftig aber wieder aufgenommen werden.
Wir streben eine Zertifizierung als Emergency Medical Team (EMT) bei der WHO an. Voraussetzung ist eine voll funktionsfähige Campstruktur für den Einsatz. Deren praktische Planung und Konstruktion beginnt in Kürze in unserem Makerspace.
2019 werden wir weiterhin in Syrien aktiv sein, mit Blick auf die Angriffspläne der Türkei jeweils angepasst an die politische Lage. Außerdem wollen wir die Lage im Jemen erkunden und gegebenenfalls dort aktiv werden.
Vielen Dank an alle Helfer- und Spender*innen! Für weitere Unterstützung sind wir sehr dankbar: https://www.betterplace.org/de/projects/56993-cadus-supports-support-cadus
Veröffentlicht:
Verfasser*in: CADUS e.V.
by CadusPR
Inhalte überwinden – zur türkischen Invasion in Nordsyrien
Letzte Woche war auf tagesschau.de zu lesen, dass die Bundesregierung neben ihrer „Sorge“ über die türkische Militäraggression auch von „legitimen Sicherheitsinteressen“ spreche. Die Türkei sei ja mehrfach das Ziel von Aggressionen des IS von syrischem Boden aus gewesen. Die neunte Runde der syrischen Friedensgespräche …
Meet the Team: Henryk
Henryk war letztes Jahr mit CADUS im Nordirak, aber auch nach seiner Rückkehr setzt er sich ein für die Menschen dort. Interview und Foto: Kenny Karpov
Solarstrom, Zeltaufbau und genug Werkzeug zum selber reparieren
So ein Mobile Hospital in Trucks verschenkt man nicht eben mal so. Damit die zukünftig damit arbeitenden Teams wissen, wie alles funktioniert, wo sich alles befindet und wie man es am besten benutzt, bekommen sie von unserer Crew ein eingehendes Training. CADUS-Techniker Chris hat die Freiwilligen von Heyva Sor a Kurd …
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