Bilder und Emotionen vs. Schutz des Einzelnen
In der Öffentlichkeitsarbeit mit geflüchteten Menschen muss vorsichtig vorgegangen werden um diese nicht zu gefährden. Der Spagat zwischen Aufklärung der Öffentlichkeit und Schutz der Betroffenen ist nicht immer einfach zu meistern.
Als humanitäre Organisation haben wir eine öffentliche Stimme, die wir gerne Nutzen, um für die Belange unserer Klienten, nämlich Menschen in Notsituationen, einzustehen. Besonders dann, wenn diese Menschen nicht gehört oder bewusst überhört werden.
Genauso wollen wir den geflüchteten Menschen, die wir während unserer Arbeit z.B. in Bosnien treffen, eine Stimme geben. Diese Menschen fallen größtenteils unter die Zuschreibung „Flüchtling“, „Geflüchteter“, „Flüchtender“, „Refugee“, usw. Dies ist jedoch unter vielen Gesichtspunkten problematisch.
Die Menschen die wir während unserer Arbeit treffen, teilen leider oft ähnliche schreckliche und traumatisierende Erfahrungen, die sie sowohl vor als auch während ihrer Flucht machen. Jedoch definiert sie diese nicht als Mensch. Die Personen die wir treffen sind so divers und unterschiedlich wie Menschen eben sind. Sie haben unterschiedlichste Träume, Vorstellungen vom Leben und Gründe, warum sie sich in dieser schlimmen Situation befinden.
Genau diese Geschichten wollen wir erzählen und den Personen eine Stimme geben um endlich einmal über sich selbst zu sprechen, denn über sie als „Flüchtling“ wird sehr viel gesprochen. Nun gehört zu einer Geschichte eigentlich auch immer ein Gesicht.
Selbstbild und Asylsystem
Viele Geflüchtete lehnen Fotos von ihnen selber ab, da die Fotos nicht dem Selbstbild entsprechen würden, welches sie in ihren Erzählungen an Verwandte und Freunde zu Hause erzeugen, damit diese sich nicht sorgen. Die Scham, „es nicht geschafft zu haben“ und als Obdachloser auf den Straßen in Sarajevo leben zu müssen, ist zu groß.
Andere finden es aber auch unproblematisch sich fotografieren zu lassen. Doch genau hier zeigt sich wie verwundbar Menschen sind, die sich dem europäischen Asylsystem stellen.
Ab dem Zeitpunkt, an dem man innerhalb der Europäischen Union einen Asylantrag stellt, versucht jeder Staat die Verantwortung für dieses Asylverfahren abzuwenden. Das sogenannte Dublin Verfahren prüft, wo die jeweilige Person zuerst die Europäische Union betreten hat. Kann nachgewiesen werden, dass jemand in einem anderen europäischen Staat eingereist ist, wird dieser in den meisten Fällen wieder an diesen Staat „zurückgeführt“. Mittlerweile finden die Rückführungen sogar wieder in Länder statt in welchen „gravierende Mängel im Asylsystem“ mit anderen Worten katastrophale Umstände festgestellt wurden (siehe hierzu z.B. https://www.proasyl.de/news/griechenland-abschiebungen-trotz-schutzlosigkeit-und-miserablen-bedingungen/).
Um herauszufinden in welchen Ländern Geflüchtete waren, wie lange sie sich dort aufgehalten haben und wer für ihr Asylverfahren verantwortlich ist, werden die privaten sozialen Medienkanäle und persönliche Gegenstände der Personen wie Handys durch die Behörden überprüft. Die persönlichen Daten der Menschen die wir treffen sind deshalb umso mehr zu schützen. Bosnien und Herzegowina gehört zwar nicht der EU an und ist demzufolge auch im sogenannten Dublin verfahren nicht relevant, jedoch wollen wir die Anonymität aller Personen schützen, denen wir auf der sogenannten Balkanroute begegnen.
Verantwortungsvolle Öffentlichkeitsarbeit
Lange haben wir diskutiert, wie wie wir unsere Öffentlichkeitsarbeit zu Bosnien gestalten. Das komplette Projekt trägt sich aus privaten Spenden. Umso wichtiger ist es euch unsere Arbeit transparent zu machen und zu zeigen was mit dem Geld passiert. Zusätzlich sehen wir eine Verantwortung darin, die menschenunwürdigen Umstände zu zeigen, unter denen die Menschen auf der sogenannten Balkanroute leben müssen*.
Aber wir wollen verhindern, dass aufgrund unserer Öffentlichkeitsarbeit Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, oder dass diese den Fortgang ihres Asylverfahrens beeinflusst.
Aus diesem Grund verzichten wir darauf die Gesichter der Menschen zu zeigen, für welche wir arbeiten und hoffen weiterhin auf eure Unterstützung.
Für mehr Infos zu unsere Öffentlichkeitsarbeit: Code of Conduct ÖA
* natürlich unter der Wahrung der Persönlichkeitsrechte
Veröffentlicht:
Verfasser*in: von Jonas Grünwald
by CadusPR
Ein trauriges Jubiläum
Genau ein Jahr ist es her, seit Russland die Ukraine angegriffen hat. Ein trauriges Jubiläum, vor allem für die Menschen in der Ukraine, die seither tausende Tote, Verletzte und zerstörte Dörfer und Städte zu beklagen haben. Ein Aufruf zu Solidarität, Differenzierung und Menschlichkeit.
Schweres Erdbeben im Norden Syriens und der Türkei: CADUS unterstützt die Emergency Response des Kurdischen Roten Halbmonds.
Montagfrüh erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 7,8 die Region im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei. Im Laufe des Tages folgten weitere starke Beben. Am Nachmittag wurden bereits mehr als 2.000 Tote gezählt, und zehntausende weitere Menschen sind von der Katastrophe unmittelbar betroffen. CADUS …
Jahresrückblick 2021
Wie für die meisten Menschen, blieb Corona für uns das bestimmende Thema des Jahres. Für viele verschwimmen die vergangenen zwei Jahre mit all ihren Lockdowns und des wenig abwechslungsreichen Pandemiealltags. Schon deswegen lohnt sich ein ordnender Blick auf das vergangene Jahr 2021.
Bleibe informiert über unsere Einsätze, Veranstaltungen und Themen aus der Humanitären Nothilfe – mit unserem Newsletter!
Newsletter Anmeldung
Ich möchte mich vom Newsletter abmelden.