EMT Einsatz in Papua – Neu Guinea
Schnelles Handeln und frühe Lockdowns halfen Papua-Neu Guinea, die Corona-Pandemie im Vergleich zu anderen Staaten gut zu bewältigen. Mit Aufkommen der Delta-Variante schnellten aber auch hier die Fallzahlen nach oben und das Land bat international um Unterstützung.
Bereits im Dezember machte sich ein zehnköpfiges CADUS- Team auf den Weg nach Papua-Neu Guinea um dort lokale Gesundheitsmitarbeiter*innen mit den eigenen Erfahrungen im Umgang mit Corona und der Behandlung von Patient*innen zu unterstützen. Drei Wochen verbrachte das Team in der Region East New Britain im dortigen Nonga-Krankenhaus um Arbeitsabläufe zu beobachten und gemeinsam mit ihren lokalen Kolleg*innen zu verbessern.
Auf der Reise nach Papua – Neu Guinea hieß es oft: Warten auf das Testergebnis. Foto: Lotte Heinl/CADUS
Nachwirkungen der Kolonialgeschichte
Papua – Neu Guinea ist bis heute geprägt von seiner Kolonialgeschichte. Von 1884 bis 1914 hatte Deutschland eine Präsenz in Papua Neu Guinea und beteiligte sich mit den Niederlanden und Großbritannien an der Ausbeutung der Insel und ihrer Bewohner*innen. Rund hundert Jahre später sind die Effekte dieser Ausbeutung immer noch zu spüren und das Land hat seit seiner Unabhängigkeit von Kolonialmächten 1972 mit Armut zu kämpfen. Das beeinträchtigt auch nachhaltig die Fähigkeit des Landes, ein stabiles Gesundheitssystem aufzubauen.
Marodes Gesundheitssystem
Schon vor Covid-19 war das Gesundheitssystem durch viele Malaria-Fälle und einem Mangel an Arbeitskräften belastet. Diese Situation hat sich im Zuge der Pandemie nur verschlimmert. Es fehlt an Ressourcen wie Sauerstoff und Testkapazitäten sowie medizinischem Fachpersonal. Hinzu kommt eine weitgehend ungeimpfte Bevölkerung die, aufgrund von Missinformationen in sozialen Medien und Hetzkampagnen von lokalen Kirchen, oft skeptisch gegen die Impfung eingestellt ist. Ein uns in Deutschland leider nicht unbekanntes Phänomen.
Zwar sind die täglichen Infektionszahlen im Vergleich zu europäischen Werten sehr gering. Allerdings dürfte die Dunkelziffer ungleich höher sein, da kaum getestet wird und das gesellschaftliche Stigma um die Krankheit eine effektive Bekämpfung verhindert.
Die Arbeit des CADUS-Team
Das wichtigste Prinzip unserer Mediziner*innen war das „Arbeiten auf Augenhöhe“, besonders im Hinblick auf die gemeinsame Kolonialgeschichte. Ziel war es, das deutsche und papua- neuguinesische Kolleg*innen gemeinsam neue Prozesse erarbeiten und die Situation zusammen verbessern: „Unsere Kollegen im Nonga-Hospital fanden es gut, dass wir in den ersten paar Tagen nur beobachtet haben, ohne Ratschläge zu geben oder Dinge zu verändern.“ erzählt Anna-Lena, die als medizinische Koordinatorin vor Ort war. „Erst nach einiger Zeit haben wir angefangen, unsere Ideen mit einzubringen und zu fragen, welche Änderungen unsere Kolleg*innen als sinnvoll erachten. Das hat uns die Türen auch auf einer persönlichen Ebene geöffnet. Viele von uns haben noch Kontakt mit unseren Kolleg*innen dort und bekommen Updates, wie es läuft.“
Medical Coordination Anna-Lena im Gespräch mit einem Arzt des Nonga-Krankenhauses. Foto: Lotte Heinl/CADUS
Miteinander und voneinander lernen
Die Arbeit der Medics beinhaltete viele Trainings zu persönlichem Schutzequipment, allgemeinem Infektionsschutz und Lagerung von Patient*innen.
Der größte Erfolg der drei Wochen war die Einführung der CPAP-Beatmungsmaschinen, die im Nonga-Hospital zwar vorhanden waren, aber kaum genutzt wurden. Die theoretische Funktionsweise der Geräte war den lokalen Kolleg*innen zwar bekannt, am Patienten hatte das Sauerstoffgerät aber noch niemand genutzt. Drei Ärztinnen aus unserem Team rüsteten die Geräte um, gaben intensive Trainings zur nicht-invasiven Beatmung von Corona-Patient*innen und begleiteten die Nutzung der Beatmungsmaschinen.
Aber der Wissensaustausch fand in beide Richtungen statt: „Wir haben so viel von unseren Kolleg*innen gelernt.“ berichtet unsere Ärztin Josephine. „Mit den wenigen Ressourcen, die im Nonga-Hospital zur Verfügung standen, waren unsere lokalen Kolleg*innen sehr erfinderisch und haben intelligente neue Lösungen gefunden.“
Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe war die wichtigste Grundlage unserer Arbeit. Foto: Lotte Heinl/CADUS
Gleichzeitig gab es einige Probleme, die unser Team nicht angehen konnte. Das Krankenhaus und die Patient*innen sind darauf angewiesen, dass die Familienangehörigen die grundlegende Pflege und Ernährung der Erkrankten selbst übernehmen. Mindestens ein Familienmitglied schläft auch neben dem Krankenbett. Eine Isolation von Covid-Patient*innen ist so unmöglich. „Dieses System konnten wir aber zum Beispiel überhaupt nicht anrühren. In drei Wochen vor Ort kann man keine komplette Gesellschaft umkrempeln. Da blieb uns nur, auf die Wichtigkeit von Masken zur Infektionsprävention zu pochen“
Schlussendlich, meint Anna-Lena, war die Mission sogar nachhaltiger als es eine bloße Hilfsmission gewesen wäre: „Wir haben größere strukturelle Probleme identifiziert und sie mit den Leuten vor Ort behoben. Das hat einen langfristigen Effekt über unsere Anwesenheit hinaus“.
Solidarität als Lösungsweg
Lieferengpässe und gesellschaftliche Probleme bleiben aber leider weiterhin große Herausforderungen. Und nicht nur für Papua-Neu Guinea. Soziale Spannungen nehmen weltweit zu, beschleunigt durch die Pandemie. Nur eine globale solidarische Strategie, mit gerechter Verteilung von Schutzmasken, Tests und Impfstoffen mit Aufhebung der Patente, wird langfristig zu einem sozial verträglichen Umgang mit dem Corona-Virus führen.
Veröffentlicht:
Verfasser*in: von Cadus PR
by CadusPR
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