Erdogans Krieg oder wie man Fortschritt zerstört
Nun ist es soweit, der lange befürchtete Einmarsch der Türkei findet statt. Als humanitäre Hilfsorganisation gebietet uns der Grundsatz der Neutralität, in Konflikten keine Stellung zu beziehen. Was wir tun können, ist über Fakten zu reden.
Fakt ist, dass ein Angriff türkischer Truppen auf syrisches Staatsgebiet ein Völkerrechtsbruch ist.
Fakt ist, dass die „Sicherheitszone“ keine Reaktion auf erfolgte Aggressionen seitens der kurdischen Selbstverwaltung, sondern rein „präventiv“ ist und somit mit gutem Gewissen Vorwand genannt werden kann.
Fakt ist auch, dass ein Politiker wie Erdogan, der auf der einen Seite von „Schutzzone“ redet und auf der anderen Seite von „ausrotten“, schon ganz allein zeigt, wessen Geistes Kind er ist.
Fakt ist auch, dass der IS viele seiner improvisierten Sprengfallen in Rojava, durch die heute noch ständig Menschen sterben, mit Chemikalien aus Düngemittellieferungen aus der Türkei gebaut hat während humanitäre Hilfslieferungen für die Region Nordostsyrien nicht durchgelassen wurden.
Fakt ist auch, dass es in Afrin nach dem Einmarsch der türkischen Truppen beziehungsweise der von der Türkei unterstützen TFSA-Milizen zu zahllosen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsbrüchen gekommen ist, einseitig zu Lasten des kurdischen Bevölkerungsanteils.
Fakt ist auch, dass sich die humanitäre Situation in Rojava in den letzten Jahren stetig langsam verbessert hat. Und das trotz all der Widrigkeiten und Anstrengungen, vor denen die lokale Bevölkerung und unsere lokalen Partner*innen standen. Mangel an funktionstüchtigem Equipment, mangelnde finanzielle Mittel, immer wieder auch völkerrechtswidrige humanitäre Embargos seitens der Türkei und der beständige Abwehrkampf gegen den IS machten es schwer, Verbesserungen in der Region herbeizuführen. Und doch ist es den Menschen vor Ort gelungen, wieder ein Gesundheitssystem aufzubauen.
Fakt ist auch, dass sich das Gesundheitssystem in Nordostsyrien auch um die Anteile der lokalen Bevölkerung kümmert, die noch bis vor kurzem auf Seiten des IS gekämpft haben beziehungsweise den dazugehörigen zivilgesellschaftlichen Anteil. Und damit ganz gradlinig humanitär gehandelt wird.
Fakt ist auch, dass all diese positiven Errungenschaften durch einen türkischen Angriff gefährdet bzw. zerstört werden.
Als humanitäre Hilfsorganisation müssen wir uns „neutral“ äußern, doch manchmal sagt ein einfaches Aufzählen der Fakten auch genug aus.
Wir arbeiten seit 2014 in Rojava an der Seite von Heyva Sor a Kurd, unterschiedlich regelmäßig, aber seit 1,5 Jahren dauerhaft. Unsere Projekte versorgen monatlich rund 4500 Patient*innen an zwei Standorten. Die aktuelle Situation bringt auch diese Projekte in akute Gefahr.
Wir beobachten die Lage zusammen mit unseren kurdischen Partner*innen sehr genau und werden unsere internationalen Teams so lange es irgend geht vor Ort lassen. Dabei überlegen wir momentan auch akut, wie sich unsere Hilfsmaßnahmen erweitern lassen, sollten die kriegerischen Handlungen weiter zunehmen.
Deine Hilfe ist dabei essentiell.
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Veröffentlicht:
Verfasser*in: von Cadus PR
by CadusPR
Von Sicherheit und anderen Notwendigkeiten im Kriegsgebiet
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