Maskenmangel in Nordostsyrien

In Nordostsyrien sind Alltagsmasken teure Mangelware. Als Corona-Präventivmaßnahme haben wir deswegen vor Ort schon über 8000 Masken bei lokalen Näher*innen produzieren lassen und verteilen diese an die Bevölkerung.

Ganz ähnlich wie vor einigen Monaten in Deutschland sind Alltagsmasken in Syrien überteuert und kaum zu bekommen. Während sich bei uns diese Problematik allerdings binnen weniger Wochen löste, lässt sich Syriens Maskenknappheit nicht einfach durch massenhaften Import aus den Produktionsländern beenden.

 

Die Masken werden in Nordostsyrien zugeschnitten (links) und genäht (rechts).

 

 

Schwache Wirtschaft – ein Krankheitsrisiko

Richtig bewusst wurde uns die Situation, als unser Team im Einsatz in Nordostsyrien immer häufiger von Nachbar*innen und Freund*innen gefragt wurden, ob wir einige unserer medizinischen Einwegmasken abgeben könnten. Denn die Gefahr, die durch das Corona-Virus ausgeht, ist auch dort allgemein bekannt. Trotzdem trägt kaum eine*r einen Mund-Nasen-Schutz. In einer Bevölkerung, in der 80% der Menschen unter der Armutsgrenze leben, kann sich fast niemand ein solch überteuertes Luxusgut leisten. Und genau diese kritische wirtschaftliche Lage ist es auch, die die Menschen zur Arbeit zwingt, trotz des erhöhten Ansteckungsrisikos. Viele sind außerdem aus ihren Heimatorten vertrieben und leben in überfüllten Unterkünften, in denen Abstand halten kaum möglich ist. Auch die sanitäre Versorgung lässt in solchen Orten kaum zu, sich an die Hygieneregeln zu halten.

 

 

Sanktionen treffen die Bevölkerung

Die Gründe für die Knappheit der Alltagsmasken sind vielfältig und kompliziert. Zum einen gibt es kaum Grenzübergänge mehr, über die uneingeschränkt Güter nach Nordostsyriens geliefert werden. Zum anderen machen sich die Auswirkungen des Ceasar Act in ganz Syrien bemerkbar. Dieser trat vor einigen Monaten in Kraft und beinhaltet weitreichende wirtschaftliche Sanktionen der USA gegen das syrische Regime unter dem Machthaber Baschar al Assad, mit dem Ziel deren Krieg gegen die eigene Bevölkerung zu beenden. Die eigentliche Konsequenz ist jedoch ein Todesstoß für Syriens ohnehin schon schwache Wirtschaft: eine Inflation und eine damit verbundene dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Menschen vor Ort. Auch der Nordosten Syriens ist von den Sanktionen schwer betroffen.

Die einzigen Importlieferungen sind fast ausschließlich medizinische Lieferungen über die vereinten Nationen. Das beinhaltet zwar auch OP-Einwegmasken, die allerdings sind stark limitiert und nur für Gesundheitsarbeiter*innen vorgesehen.

 

 


Die fertig produzierten Masken

 

Masken aus Syrien für Syrien

Die Bedrohung durch Sars-COV-2 ist also nur eines von vielen Problemen, die sich in dieser Situation kaum bekämpfen lassen. Deswegen haben wir uns mit unseren Partnern vor Ort zusammengetan und die lokale Produktion von Alltagsmasken veranlasst. Näher*innen wurden von Mediziner*innen angeleitet, und konnten so bis jetzt circa 8.000 Masken anfertigen. Angestellte des Gesundheitsbereichs verteilen die Masken in Hygienepäckchen mit ausführlichen Anwendungsanleitungen an die Bevölkerung der selbstorganisierten Stadtverwaltungen, zum Beispiel in Tal Tamr. Wir führen vor der Verteilung umfassende Hygienetrainings für die Angestellten im Gesundheitsbereich durch. Die Trainings umfassen allgemeine Informationen über Covid-19, Infektionsgefahren und Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus.

Trotz unserer Bemühungen sind die bis jetzt produzierten 8.000 Masken noch lange nicht genug, sondern nur ein Anfang.

 

Ganz ähnlich wie vor einigen Monaten in Deutschland sind Alltagsmasken in Syrien überteuert und kaum zu bekommen. Während sich bei uns diese Problematik allerdings binnen weniger Wochen löste, lässt sich Syriens Maskenknappheit nicht einfach durch massenhaften Import aus den Produktionsländern beenden.

 

Veröffentlicht:
Verfasser*in: Carolin Lebek

by CadusPR

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