Nordostsyrien: Öffentlichkeitsarbeit mit der Fingerspitze
Zum 1×1 der Öffentlichkeitsarbeit einer Organisation die auf Spenden angewiesen ist gehört es, regelmäßig über ihre eigene Arbeit zu berichten. Je greifbarer und persönlicher die Berichterstattung ausfällt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich potentielle Spender*innen angesprochen fühlen und das Projekt unterstützen. Trotzdem berichten wir vergleichsweise wenig über unsere Arbeit in Nordostsyrien. Was sind die Gründe für unsere Zurückhaltung, die in unserer PR-Abteilung bisweilen zu rauchenden Köpfen führt?
Sicherheit unserer Mitarbeiter*innen
Zugang zu Konfliktregionen zu erlangen ist sehr schwer und nicht alle Akteure vor Ort unterstützen die Arbeit von humanitären Organisationen und respektieren das internationale Völkerrecht. Der Schutz unserer internationalen und lokalen Mitarbeiter*innen hat für uns oberste Priorität. Um die Anonymität unserer Kolleg*innen zu wahren versuchen wir deshalb so wenig wie möglich über unsere Arbeitsabläufe, Routinen und Mitarbeiter*innen zu berichten.
Auch wenn Öffentlichkeitsarbeit oft in Bezug auf einzelne Personen und ihre Geschichte funktioniert, ist keine Berichterstattung möglich, die möglicherweise zur Identifizierung von einzelnen Personen beitragen kann.
Sicherheit unserer Patient*innen
Nicht nur unsere Kolleg*innen vor Ort sind verschiedenster Gefahren ausgesetzt, sondern auch unsere Patient*innen. In unseren PR-Richtlinien haben wir festgeschrieben, warum wir uns gegen überemotionalisierte Berichterstattung im Kontext der humanitären Hilfe stellen: Wir wollen die Menschen nicht als passive Opfer inszenieren, die auf unsere rettende Hilfe warten.
Gleichzeitig können wir besonders im Kontext von Nordostsyrien auch keine individuellen Lebensgeschichten der Menschen vor Ort erzählen, denn diese sind auf mehreren Ebenen extrem verwundbar. Politische Äußerungen können dramatische Folgen haben für die Personen haben, denen oft der Überblick und die Information darüber fehlt, was mit ihren Aussagen und personenbezogenen Daten geschieht. Es kommt immer wieder vor, dass Medien die Persönlichkeitsrechte einzelner verletzen. Darüber hinaus widmet sich unsere Arbeit Minderjährigen und Kindern, deren Persönlichkeitsrechte es besonders zu schützen gilt.
Komplexität der Situation
Die Komplexität der Situation in Nordostsyrien ist kaum in einen Facebook,- oder Twitter-Post zu fassen. Auch ein Artikel im CADUS Blog wird der Komplexität des nunmehr neunjährigen Krieges oft nur annäherungsweise gerecht. Daher haben wir immer wieder Beiträge veröffentlicht, um die Situation vor Ort auf einer „Metaebene“ zu diskutieren. Statt ein vereinfachtes Gut-und-Böse Schema zu bedienen haben wir stattdessen Herausforderungen humanitärer Organisationen in der Region thematisiert. Doch auch hier lauert die Gefahr der Banalisierung der Arbeit von Humanitären in einem Land, das sich seit fast einem Jahrzehnt im Krieg befindet. Ein Krieg mit einer fast unüberschaubaren Anzahl von involvierten Milizen, Kampfgruppen, Regional- und Weltmächten mit unterschiedlichen Interessen und damit verbundenen rapiden wechseln von Allianzen und Frontverläufen.
Uneindeutige Informationslage
Aufgrund der vielen Akteure und ihrer Interessen ist die Informationslage oft nicht eindeutig. Ereignisse überschlagen sich, Gerüchte und Fake News von tatsächlichen Begebenheiten zu unterscheiden ist eine schwierige Aufgabe. Natürlich werden wir uns weiterhin zu Themen äußern, die unsere Arbeit vor Ort betreffen und deutliche Worte finden wo es nötig und möglich ist. Dabei müssen wir aber mit Vorsicht vorgehen, um nicht bestimmte, häufig politisch motivierte, Narrative zu bedienen und auch den humanitären Grundsatz der Neutralität zu wahren.
Kein Grund für die fehlende Berichterstattung hingegen ist, dass wir zu viel Geld hätten. Deshalb: Spenden most welcome!
Veröffentlicht:
Verfasser*in: von Jonas Grünwald
by CadusPR
Nicht mal belächelt: Wie Makerspaces in der Krise helfen und dabei von der Politik ignoriert werden
Seit knapp 5 Wochen produzieren und verteilen wir vom xHain Stoffmasken und Gesichtsvisiere. Wir schauen dabei auf eine Entwicklung zurück, die wir so nicht haben kommen sehen. Ein Gastbeitrag von Felix Just vom xHain Berlin zur aktuellen Gesichtsvisier-Initiative.
Wasser ist kein Faustpfand oder Verhandlungsmasse
Momentan ist es uns in deutschen Städten wohl mehr als sonst bewusst, wie wichtig sauberes Wasser für einen reibungslosen Alltag ist. Viele von uns kochen derzeit häufiger, als sie es sonst tun. Täglich werden wir daran erinnert, wie wichtig gründliche Handhygiene ist.
Mit Gesichtsvisieren zusammen gegen COVID19
Im CADUS Crisis Response Makerspace, wo sonst Holzspäne fliegen und Schweißgeräte blitzen, stehen seit zwei Tagenviele Kisten und Kartons mit Stirnreifen und Folien. Diese Teile gehören zu Gesichtsschilden, sogenannten face shields, die seit dem zehnten April auch von hier aus an medizinische Einrichtungen verteilt …
Bleibe informiert über unsere Einsätze, Veranstaltungen und Themen aus der Humanitären Nothilfe – mit unserem Newsletter!
Newsletter Anmeldung
Ich möchte mich vom Newsletter abmelden.