Mobiles Krankenhaus

Wir sind endlich vor Ort!

Längere Zeit war es ruhig um uns. Jetzt ist das mobile Krankenhaus endlich im Nordirak angekommen und die Ereignisse überschlagen sich. Das Wichtigste im Überblick:

Nach Monaten des Spendensammelns und der Ausbauarbeiten an den LKWs sind wir endlich in der Arbeitsphase vor Ort angekommen. Unser erstes Team ist bereits seit einem Monat im Nordirak. Die LKWs sind nach ewigen Zeiten endlich aus dem Zoll gekommen. Scheinbar hat die lange Standzeit trotz der Verplombung der Anhänger zu einer "Verflüchtigung" der Dieselvorräte geführt. Was nicht so alles passieren kann…

Aber allen Widrigkeiten zum Trotz hat unser Team heute Schwerstarbeit geleistet statt Osterfeiertage zu haben und alle Trucks und Anhänger entladen.

Unser erster Einsatz wird uns in Absprache mit den örtlichen Gesundheitsstrukturen und der WHO direkt nach Mossul führen.

Neben dem Mobile Hospital als Struktur gibt es an uns die Anfrage, ob wir einem der durch den Krieg zerstörten Krankenhäuser wieder in einen rudimentären Betrieb helfen können mit unserer Technikcrew. Dafür braucht es Geld, schnell und unbürokratisch.

Wir brauchen:

  • 10.000 Euro für ein mobiles Röntgengerät.
  • 10.000 Euro für einen 15 kW-Stromgenerator (ganz Mossul ist ohne Strom, wir wollen ein Krankenhaus mit Strom versorgen).
  • 10.000 Euro für zusätzliches Arbeitsgerät und Werkzeug, um vor Ort aus unserer mobilen Struktur einen dauerhaften Trauma-Point zu entwickeln.

Soweit die Kurzversion. 

Die wichtigsten Bedarfe

Für alle, die tiefer in unsere Arbeit eintauchen wollen hier die Details.

Röntgengerät

Unser mobiles Krankenhaus ist vor Ort angekommen. Wir können vor Ort mit einem mobilen OP aufwarten, mit 10 Betten, um Patient*innen länger zu versorgen, wir haben 16 Operationssets. Das ist mehr als, wir an einem Tag personell umsetzen können, so dass wir ausreichend Reserve haben. Wir haben alles, um unser Material wieder in einen sterilen Zustand zu versetzen. Wir haben Ultraschalldiagnostik und ein mobiles Labor, um die notwendigen Werte schnell und unkompliziert ermitteln zu können. Das alles konnten wir mit eurer Hilfe in den letzten Monaten zusammen- und aufbauen, alles mobil auf Basis von zwei Allrad-Trucks nebst Trailern.

Ursprünglich haben wir darauf verzichtet, Röntgentechnik in das Konzept zu integrieren, weil wir das Konzept als erweiterten Trauma Stabilisation Point entwickelt haben. Nun werden wir von den lokalen Gesundheitsstrukturen gebeten, in Mossul ein vom IS fast komplett zerstörtes Kinderkrankenhaus rudimentär wieder in Betrieb zu nehmen. Unser Mobile Hospital soll dabei einen akuten Traumaversorgungspunkt stellen. Damit wären wir dann die ersten direkt hinter den Medic Teams, die in unmittelbarer Nähe zu den Kämpfen verletzte fliehende Menschen versorgen. In der Konsequenz werden wir damit also erstmal definitivere Versorgung stellen, als es ursprünglich geplant war. Ein mobiles Röntgengerät ist damit aber unbedingt nötig. Mit 10.000 sind die Anschaffungskosten nicht komplett gedeckt, aber über den Daumen gepeilt ist das die Summe, die wir dafür jetzt benötigen.

Stromaggregat

Ganz Mossul ist momentan ohne Strom. So ist auch das Kinderkrankenhaus, an dem unser Mobile Hospital seine Arbeit aufnehmen wird, momentan auf Generatorenstrom angewiesen. Die Versorgung ist momentan unzureichend, immer wieder kommt es zu Totalausfällen, und im Krankenhaus steht alles still. Unser Mobile Hospital ist unabhängig von externer Versorgung, aber wir haben unsere Generatorenkapazität nicht ausgelegt, um andere große Strukturen mit zu versorgen. Wir wollen akut auf die Bedürfnisse reagieren und dafür sorgen, dass in dem Krankenhaus planbar mit Elektrizität gearbeitet werden kann. Anders ist konsequente medizinische Versorgung nicht zu leisten. 10.000 kostet ein 15 kW-Generator, den wir dem Kinderkrankenhaus Mossul zur Verfügung stellen wollen.

Arbeitsgerät und Werkzeug

Der IS hat versucht, alle möglichen Strukturen, die er in Mossul aufgeben musste, möglichst nachhaltig zu zerstören. Das Al Khansa-Kinderkrankenhaus war vor dem Krieg eine wichtige Stütze der medizinischen Versorgung in der Stadt, in Bezug auf Kindermedizin sogar DIE wichtige Ressource. Neben den Schäden durch die Kämpfe und Bombardierungen der Stadt hat der IS das Gebäude bei seinem Abzug teilweise in Brand gesetzt. Leidtragend dabei sind, wie immer, nicht in erster Linie die nachrückenden Truppen, die den IS vertrieben haben, sondern die verbliebene Zivilbevölkerung in Mossul. Das sind immer noch 600.000 Menschen, die einer wichtigen Versorgungsressource beraubt wurden. Während unser mobiles Konzept temporär überbrückt helfen wir gleichzeitig dem Krankenhaus, wieder eine chirurgische Traumaversorgung dauerhaft einzurichten. Unser Technikteam kann mit einiger Improvisation schon so einiges bewirken. Allerdings brauchen wir dafür mehr Equipment, als wir in unserem Techniktruck für den Betrieb des mobilen Konzeptes bereits vor Ort haben. Wie wollen uns der nachhaltigen Aufgabe sehr gerne stellen und aus den/in den Trümmern etwas entstehen lassen, was weiter wirkt, wenn unser mobiles Konzept an den nächsten Einsatzort weiterzieht.

Deswegen brauchen wir nochmal kurzfristig 10.000, um den Werkzeugpool vor Ort deutlich aufzustocken.

Alle Bedarfe, die jetzt gespendet werden, gehen direkt zu 100% in die Mittelbeschaffung. Hierbei ist kein Overhead geplant, kein Geld, dass in der Verwaltung steckenbleibt, sondern tatsächliche kurze emergency response.

Vielleicht kennt ihr noch Menschen, denen ihr von dem Projekt erzählen könnt, vielleicht habt ihr Lust, selbst nochmal eine Kleinigkeit zu spenden, vielleicht fallen euch Firmen, Gruppen, Verbände ein, die uns unterstützen könnten und die Ihr mit uns verknüpfen könntet. Alles hilft!

Lage im Krisengebiet

Die Kämpfe um Mossul gehen unvermindert weiter. Immer noch sind 600.000 Menschen in der Stadt, zum Teil im bereits befreiten Teil der Stadt, zum Teil noch von den Kämpfen eingeschlossen. Der Kampf um Mossul ist ein Kampf Haus um Haus und der IS hat ausgiebig mit Sprengfallen und ähnlichem gearbeitet. Während der Kämpfe wird auch auf fliehende Zivilisten geschossen. Die Lage im Westteil der Stadt ist unübersichtlich, u.a. MSF und NYMedics sind vor Ort mit Teams, die einfachste lebensrettende Maßnahmen einleiten. Definitivere Versorgung findet außerhalb der Stadt statt, MSF ist einige Kilometer südlich von Mossul für die am schlimmsten verletzten Menschen mit einem Feldkrankenhaus aufgestellt. Manche Menschen werden von Mossul bis nach Erbil gebracht, um versorgt zu werden (was gut 2 Stunden Fahrt sind). Insgesamt sind momentan noch sehr wenige NGOs vor Ort involviert. Mossul hatte vor den Kämpfen um die 2000 Krankenhausbetten, jetzt sind mit allen lokalen Strukturen zusammen knapp 1000 Betten verfügbar, aber viel zu wenige Operationssäle.

Wir sind bereits in verschiedensten Netzwerken vor Ort integriert, unsere Einsatzleitung hat sich sowohl über die WHO-Traumagroup als auch den Healthcluster und die örtlichen Ministerien einen guten Überblick verschafft, wo wir am meisten gebraucht werden. Vor Ort gibt es ein nicht gerade geringes Kompetenzgerangel zwischen verschiedenen Ministerien, die hidden agenda, was wie wo warum jetzt eigentlich der Hintergrund ist, ist oft nicht genau nachvollziehbar. Für uns ist das auch nebensächlich. Es geht uns um die Leidtragenden der Situation, diejenigen, die immer noch vor Ort festsitzen.

Unser Angebot, unbürokratisch und technisch improvisierend einzugreifen, wurde mehr als dankbar aufgenommen. Es ist sehr deutlich, dass strukturierte UN-Aufbaumaßnahmen frühestens in einigen Monaten greifen werden. So lange laufen noch die Assessments und Antragsverfahren. So lange können aber die Krankenhäuser nicht ohne Strom und wieder benutzbare Räumlichkeiten bleiben!

Ausblick

Das Mobile Hospital wurde konzipiert, um schnell und unkompliziert auf sich dynamisch verändernde Situationen vor Ort reagieren zu können. Genau das machen wir jetzt. Die Entscheidung, in Mossul zu beginnen, hat mehrere Gründe: Der Leidensdruck der Bevölkerung.

Die Nähe zu „relativ“ einfach zu bespielenden Nachschublinien, und damit die Möglichkeit, Schwächen des Konzepts im Livebetrieb schnell auszubessern.

Die Grenzschließung zwischen Nordirak und Nordsyrien, die es für uns mit noch mehr Aufwand vor Ort verbindet, einen Einsatz auch in Nordsyrien fortführen zu können.

Dabei soll aber deutlich gesagt sein, dass wir den Einsatz nicht auf den Nordirak beschränken. Nach kurzer Zeit im Livebetrieb können wir sicher sein, ob unsere (technischen) Planungen einer Realität im Krisengebiet standhalten. Und dann werden wir, wenn der stationäre Traumapoint im Al Khansa-Krankenhaus eingerichtet ist, dem Plan wie versprochen weiter folgen und mit dem Mobile Hospital dort sein, wo mobile Hilfe am nötigsten gebraucht wird.

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Veröffentlicht:
Verfasser*in: von Jonas Grünwald

by CadusPR

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