Mobile Makerspace für die Ukraine
Der Krieg in der Ukraine stellt eine Bedrohung für die zivile Lebensgrundlage und die Infrastruktur dar. Aus diesem Grund beschloss CADUS, die humanitären Bemühungen vor Ort im Rahmen des TOLOCAR-Projekts zu unterstützen, einem gemeinsamen Projekt ukrainischer und internationaler Organisationen, das den Aufbau von Infrastrukturen durch den Einsatz von Mobile Makerspaces (MMS) fördert.
Humanitäre Mobile Makerspaces sind Fahrzeuge, die mit Maschinen zur Bearbeitung von Holz, Metall oder anderen Materialien ausgestattet werden können. Diese werden zur Bauhilfe eingesetzt, oder auch mit Hightech-Geräten zur Überwachung von Wasser, Luftqualität oder Strahlung ausgestattet. Sie sind ein bewährtes Mittel, um in Krisensituationen schnell einsetzbare, skalierbare und kontextangepasste humanitäre Hilfe zu leisten.
Während wir zunächst darauf abzielten, durch einen Mobile Medical Makerspace Hilfe zu leisten, indem wir beispielsweise medizinische Geräte und Verbrauchsmaterialien im 3D-Druckverfahren herstellen oder reparieren, zeigte unsere Bedarfsanalyse in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen, dass ein weitaus größerer Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten und infrastrukturellen Reparaturen bestand. Diese gemeinsame Bedarfsermittlung war das Ergebnis umfangreicher Netzwerkarbeit und wurde durch den leitenden Partner MitOst e.V. ermöglicht.
Da die Zahl der Binnenvertriebenen kurz nach Beginn des Krieges fast sechs Millionen erreichte und die Menschen, die in den Nachbarländern Zuflucht gesucht hatten, schnell in die Ukraine zurückkehrten, war der Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur offensichtlich. Aus diesem Grund beschlossen wir, das MMS-Inventar und den Personalbedarf neu zu bewerten, um Baumaßnahmen unterstützen zu können, anstatt uns auf die digitale Fertigung zu konzentrieren.
Wir rüsteten den Mobilen Makerspace mit Bauwerkzeugen und Maschinen aus, besetzten ihn hauptsächlich mit Leuten, die Erfahrung im Handwerk und im Baugewerbe haben oder aus der „Maker-Szene“ kommen, und überquerten am 14. Mai 2022 die Grenze zur Westukraine. Diese Crew bestand aus einem Operations Lead, einem Team Lead, dem Emergency Response Backoffice Team in Berlin und immer mindestens zwei Ehrenamtlichen.
In den folgenden vier Monaten arbeiteten wir an fünf verschiedenen Einsätzen zur Unterstützung verschiedener lokaler Partnerorganisationen in den westlichen und zentralen Regionen des Landes. Zusätzlich zu diesen Einsätzen konnten wir zwei Safety & Security sowie medizinische Trainings durchführen, um unsere Partner auf die Arbeit in Krisensituationen vorzubereiten.
Der Mobile Makerspace von CADUS bot eine praktikable Möglichkeit, sich durch den Austausch von Wissen und die Unterstützung von Bauarbeiten mit Elektrowerkzeugen und Maschinen an den humanitären Bemühungen im Bereich der Infrastruktur zu beteiligen. So haben wir lokale Partner in die Lage versetzen, ihre Visionen durch unsere Werkzeuge und Fähigkeiten zu verwirklichen. Wir arbeiteten mit mehr als 250 in der Ukraine Ansässigen und 9 verschiedenen lokalen Organisationen zusammen und konnten ein Netzwerk nicht nur von humanitären Akteuren, sondern auch von ukrainischen und internationalen Zivilgesellschaften aufbauen.
Auch wenn sich die ursprünglichen Pläne stark von dem unterschieden, was aus dem Projekt schließlich wurde, kann man mit Sicherheit sagen, dass der CADUS Mobile Makerspace ein Erfolg ist und definitiv eine Blaupause für zukünftige technische humanitäre Interventionen sein kann.
Derzeit arbeiten wir intensiv an einer Möglichkeit, den Mobile Makerspace wieder in den Einsatz zu schicken.