
Auch beim gemeinsamen Verpacken gilt: Abstand halten und sich und andere schützen. ©CADUS
Mit Gesichtsvisieren zusammen gegen COVID19
Im CADUS Crisis Response Makerspace, wo sonst Holzspäne fliegen und Schweißgeräte blitzen, stehen seit zwei Tagenviele Kisten und Kartons mit Stirnreifen und Folien. Diese Teile gehören zu Gesichtsvisieren, die seit dem zehnten April auch von hier aus an medizinische Einrichtungen verteilt werden.
Schutzausrüstung, die in der COVID19-Krise notwendig ist um essentielle medizinische Einrichtungen am Laufen zu halten, ist knapp. Momentan sind Pflegekräfte oft gezwungen, Atemmasken, die für den einmaligen Gebrauch gedacht sind, mehrmals wiederzuverwenden. Gesichtsvisiere können hier als Spritzschutz zusätzlich helfen.
CADUS unterstützt logistisch ein großes Netzwerk von Organisationen in Brandenburg und Berlin, das die Produktion der Gesichtsvisiere organisiert und die Verfahren im Gegenseitigen Austausch ständig verbessert. Im Sinne des Open Source Gedankens kann das Modell stetig weiterentwickelt und auch in anderen Regionen produziert und angeboten werden. Innerhalb weniger Tage wurde ein dezentrales Produktions- und Designnetzwerk geschaffen: vom 3D-Design, über die Material-Beschaffung, der dezentralen Produktion aus in Haushalten und Offenen Werkstätten verteilten 3D-Druckern und Lasercuttern, bis hin zur Verteilung an Krankenhäuser, Arztpraxen oder Pflegestationen. Inzwischen wurde die Produktion durch ein Unternehmen in Sachsen um industriellen Spritzgussprozess ergänzt, der die Anzahl produzierbarer Gesichtsvisiere massiv erhöht hat. Bereits mehrere Tausend Visiere wurden aus dem Netzwerk verteilt, und aktuell steht die Distribution der nächsten 12.000 an.
Ein kleiner Ausschnitt aus der Verpackungsstraße in unserem Makerspace. ©CADUS
Angefangen hatte die Initiative vor zwei Wochen an mehreren Orten in Brandenburg: Mitglieder des Verstehbahnhofs (Fürstenberg), des Wissenschaftsladens Potsdam e.V. und der Offenen Werkstatt in Spremberg begannen die international entwickelten Gesichtsvisiere nachzudrucken. Ausgangspunkt war ein Prototyp aus den Niederlanden, der als Open Hardware veröffentlicht, Stück für Stück adaptiert und angepasst wurde. Nach dem Initialschritt der Werkstätten verbreitete sich die Idee der dezentralen Produktion durch das Netzwerk Offene Werkstätten Brandenburg, wodurch auch weitere Werkstätten in Brandenburg a.d. Havel, Cottbus, Lübbenau und Berlin mit der Produktion begannen.
Die Situation offenbart die Schwächen des bisherigen Systems. Während reguläre Lieferketten zusammengebrochen sind und die Industrie sich nicht schnell genug an die neue Situation von COVID19 anpasst, springen dezentrale Werkstätten und Einzelpersonen ein, um die Versorgungslücke zu schließen. Staatliche Förderungen zielen aber ausschließlich auf etablierte wirtschaftliche Strukturen, obwohl sie offensichtlich nicht schnell genug handeln können, um den akut vorhandenen Schutzbedarf decken zu können und die Krise zu meistern. In der Gesichtsvisier-Initiative arbeiten alle Beteiligten ehrenamtlich, bisher ohne staatliche Unterstützung – das Material wird durch Spenden finanziert.
Wir unterstützen die Initiative über Betterplace: https://www.betterplace.org/de/projects/61851-cadus-emergency-response
Weitere Informationen und Spendenmöglichkeit: https://offene-werkstaetten-brandenburg.de/help/
Medizinische Einrichtungen können ihren Bedarf an Gesichtsvisieren für den Bereich Berlin über bedarf@masken.berlin anmelden, das landet dann direkt bei uns.
Beteiligte Werkstätten und Makerspaces:
- Wissenschaftsladen Potsdam e.V.
- Verstehbahnhof Fürstenberg/Havel
- Netzwerk offener Werkstätten Brandenburg
- x-Hain Makerspace (Berlin) & masken.berlin
- Kunststoffschmiede (Dresden)
- Beuth Hochschule für Technik Berlin
- Motionlab (Berlin)
- Die Makerkutsche des AWO Brandenburg Süd e.V. (Lübbenau)
- Fablab Cottbus e.V.
- Offene Werkstatt Spremberg
- Offene Werkstatt der TH Brandenburg
- Hebewerk Eberswalde
- Cadus e.V. (Berlin)
Veröffentlicht:
Verfasser*in: Corinna Schäfer
by CadusPR
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